Sonnigster Sommer seit Messbeginn / Einer der vier wärmsten Sommer seit 1881

Deutschlandwetter im Sommer 2022

Deutscher Wetterdienst DWD
Logo des Deutschen Wetterdienstes (DWD)

Offenbach – Landläufig ist die warme Jahreszeit ja auch als „Sommerloch“ bekannt. Doch in diesem Jahr sorgten auch meteorologische Ereignisse und ihre Folgen für enorme Schlagzeilen: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, zahlreiche Rekordwaldbrände, Trinkwassernotstände – oft Seite an Seite mit regionalen Starkregenfällen und Überflutungen. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Die Extreme dieses Sommers zeigen sich auch in unserer Klimastatistik. Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, 6.trockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben.“ Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Temperaturplus von 2,9 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel

Der Temperaturdurchschnitt lag im Sommer 2022 nach vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Damit gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. „Spitzenreiter“ bleibt 2003 mit 19,7 °C. Aus dem Stand  brachte bereits der Juni den Sommer auf Hochtouren, wurde im Juli zum Dauerläufer und blieb das auch im August. Hamburg-Neuwiedenthal meldete am 20.7. mit 40,1 °C die deutschlandweit höchste Temperatur. Jener Tag brachte in der Norddeutschen Tiefebene viele neue Rekorde. Klirrend kühl war es dagegen in Gilserberg-Moischeid, 25 km nordöstlich von Marburg, wo am 2.6. mit 1,1 °C der Sommertiefstwert festgehalten wurde.

6.-trockenster Sommer seit 1881

In diesem Sommer fielen mit rund 145 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 239 l/m². In der seit 1881 bestehenden Zeitreihe des DWD war der Sommer damit der 6.trockenste. Am trockensten bleibt der Sommer 1911 mit nur 124 l/m² gewesen. Auch im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2022 minus 40 Prozent. Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen meldeten eine historische Sommerdürre. An den Alpen fielen währenddessen über 500 l/m². Dort wurde in Wertach-Bichel im Allgäu am 19.8. mit 114,2 l/m² auch der höchste Tagesniederschlag des Sommers erhoben.

Die deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Sommerwitterung ließ die Böden stark austrocknen. Dabei nahm der Rückgang der Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Von der Trockenheit besonders getroffen waren vor allem die Sommerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben. Grünland verdorrte zusehends und wurde seinem Namen vielerorts nicht mehr gerecht. Auswirkungen auf das kommende Erntejahr zeichnen sich bereits ab, da die Bedingungen zur Herbstaussaat zurzeit ungünstig sind. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Besonders markant war auch die Waldbrandgefahr: Die Anzahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahrenindex war im Deutschlandmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie im Jahr 2018. Einen Bericht zur Trockenheit im Sommer 2022 aus agrarmeteorologischer Sicht hat der DWD bereits am 12. 8. 2022 veröffentlicht: Hintergrundbericht zur Trockenheit 2022

820 Sonnenstunden im Sommer 2022 – ein Rekord

Mit fast 820 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 35 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung bei rund 25 Prozent. Damit hat der Sommer 2022 den bisherigen Rekordhalter 2003 mit 793 Stunden deutlich abgelöst. Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten fast 1000 und im äußersten Norden um 700 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Rheinland-Pfalz war im Sommer 2022 eine vergleichsweise sehr warme Region. 20,0 °C (16,3 °C) zeigten die Thermometer im Mittel. Damit reihte sich 2022 nach 2003 auf Platz 2 ein. Keine 90 l/m² (218 l/m²) schafften die Wolken des Sommers herbei. Damit wurde seitens des DWD ein neuer Defizitrekord verkündet. Reichlich schien dagegen die Sonne mit 880 Stunden (595 Stunden). Und auch hier zeigen die Auswertungen einen Sommerrekord.

Das Saarland war neben Berlin das wärmste Bundesland. 20,6 °C (16,7 °C) wurden ermittelt. Nur 2003 war wärmer. Schockierend gering fiel die Niederschlagsausbeute mit rund 80 l/m² (226 l/m²) aus. Letzte Berechnungen lassen so dort auf den trockensten Sommer schließen. Und damit nicht genug: Sagenhafte 910 Sonnenstunden (631 Stunden) gab es unter dem Strich – unbestritten ein neuer Sommerrekord für das Saarland! Kaum verwunderlich, dass das kleinste Flächenland damit auch das trockenste und sonnigste Bundesland im Sommer 2022 war.

Quelle: DWD-Pressemitteilung vom 30. August 2022